2011: Shalini Randeria, “Enteignen und Entrechten. Verarmung und Staatsbürgerschaftsrechte im neoliberalen Indien” / “Expropriation and Disenfranchisement: Impoverishment and Citizenship Rights in Neoliberal India”

Shalini Randeria, “Enteignen und Entrechten. Verarmung und Staatsbürgerschaftsrechte im neoliberalen Indien” / “Expropriation and Disenfranchisement: Impoverishment and Citizenship Rights in Neoliberal India”
Thursday, 8 December 2011, 19:00 CET
Hörsaal 1.101
Seminargebäude Dorotheenstr. 24, Zugang vom Hegelplatz
10117 Berlin
GERMANY

With Jan-Hendrik Olbertz, President of Humboldt University

Sponsored by:

The Mosse Foundation
Fritz Thyssen Stiftung
Institut für deutsche Literatur
Humboldt University
Mosse Lectures

Winter 2011-12 Mosse Lectures poster for Humboldt University. Subject: Citizenship

Description: Die neue Konstellation von Global Governance umfasst neben dem Staat auch internationale Organisationen, multinationale Konzerne und zivilgesellschaftliche Akteure. Diese Vervielfachung von Akteuren und Arenen einer globalen Ordnungs- und Strukturpolitik hat ambivalente Auswirkungen auf die Bürgerrechte. Denn sie geht sowohl mit einer zunehmenden Transnationalisierung von Recht und Politik als auch mit einer Transformation des Staates selbst einher. Die gegenwärtig stattfindenden Prozesse der partiellen Transnationalisierung und Privatisierung des Staates verwässern die Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht des Staates gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern. Angehörige von Staaten, die von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds Kredite empfangen haben, sind in besonderer Weise mit diesem Wandel demokratischer Partizipationsmöglichkeiten konfrontiert. Wenn mächtige sub- und supranationale nicht-staatliche Akteure die Politik gestalten, verschiebt sich oft der öffentliche Protest von der politischen Bühne auf staatliche Gerichte und internationale Gremien, um Entscheidungen juristisch anzufechten mangels politischen Mitspracherecht. Basierend auf langjähriger Forschung in Indien wird der Vortrag einigen dieser Verschiebungen zwischen öffentlich und privat, national und international, Politik und Recht nachgehen. Es werden sowohl ihre Folgen für demokratische Entscheidungsprozesse erörtert als auch Probleme der überlappenden Souveränitäten und der Fragmentierung von Bürgerrechten thematisiert.

Shalini Randeria: ist Professorin für Ethnologie an der Universität Zürich, z.Zt. Fellow am Lichtenberg Kolleg der Universität Göttingen, Arbeiten zur Anthropologie von Recht, Staat, public policy und Bevölkerungspolitik und zu sozialen Konflikten auf dem indischen Subkontinent; gemeinsam edierte Sammelbände u.a. Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften (2002); Worlds on the Move: Globalization, Migration and Cultural Security (2004); Konfigurationen der Moderne. Diskurse zu Indien (2004); Vom Imperialismus zum Empire. Nicht-westliche Perspektiven auf die Globalisierung (2009); Border Crossings. Grenzverschiebungen in einer globalisierten Welt (im Erscheinen).

Photo Credit: Niels Leiser for the Mosse Lectures