2025: Marc David Baer, “Children of Abraham: The Story of Muslim-Jewish Relations”

Marc David Baer

Senatssaal of Humboldt University, Berlin
@ 7:00 pm - 9:00 pm

Humboldt University Mosse Lecture

Children of Abraham: The Story of Muslim-Jewish Relations
Marc David Baer (London School of Economics)

Senatssaal of Humboldt University

May 23, 2025 19:00 CET

With Ulrike Freitag

The talk presents the book, The Children of Abraham: The Story of Muslim-Jewish Relations, which explores the historical relationship between Jews and Muslims from the seventh century to the twenty first. It highlights key moments in their interaction, including the Biblical stories of Abraham, Ishmael, and Isaac, and the Qur’anic narrative of Ishmael and Hagar. The book identifies five relational dynamics that shape their relations: symbiosis, pact of protection, the Jew as ally of the Muslim, the Muslim as saviour of the Jew, and Christian hegemony. It argues against the myths of interfaith utopia and perpetual enmity, detailing how these dynamics have shaped Jewish-Muslim interactions over fourteen centuries, including periods of cooperation, conflict, and power struggles.

Im Sommersemesters 2025 widmen sich die Mosse Lectures dem derzeit stark diskutierten Thema Zionismus. Angesichts der Intensität der jüngeren Debatten um den Nahostkonflikt ist es ein grundlegendes Anliegen der neuen Programmreihe, Aufklärung zu leisten und Einblicke in die Geschichte des Zionismus jenseits der Verengung des Begriffs auf das Projekt der Gründung eines jüdischen Nationalstaats und unter Einbeziehung palästinensischer Perspektiven zu bieten. Worum es gehen soll, ist eine Geschichte des Zionismus vor 1948, in der Perspektiven aus Philosophie, Jüdischen Studien und der Geschichtswissenschaft verdeutlichen, dass es »den« Zionismus nicht gab. Seine Geschichte ist vielstimmig, plural und umwegig. Sie lässt sich als Geschichte der »persönlichen und ideologischen Vielfalt« [Shlomo Avineri] einer nationalen
Bewegung verstehen, deren interne Spannungen die Vorgeschichte Israels charakterisieren. So eindeutig das zionistische Projekt am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem doppelten Widerspruch gegen den Antisemitismus und die »Assimilationssucht«, mit Konzepten der »Selbstemanzipation« und »jüdischen Renaissance« einsetzte, so wenig selbstverständlich war die Form seiner politischen Realisierung. Zu den grundlegenden Herausforderungen der zionistischen Bewegung gehörte von Beginn an der innerjüdische Konflikt zwischen dem erklärten Ziel der Errichtung eines jüdischen Nationalstaates und den Traditionen des Judentums als »Volk im Exil«, den Hannah Arendt 1945 auf die Formulierung einer doppelten Loyalität brachte – und als unausweichliches Problem für das zionistische Projekt benannt hat. Über die Palästina-Frage hinaus war einer der Hauptschauplätze dieser Spannung seit dem frühen zwanzigsten Jahrhunder t die Diaspora in den Vereinigten Staaten, wo viele Jüdinnen und Juden dem Projekt der Staatsgründung und vor allem dem Gedanken einer Auswanderung in diesen Staat skeptisch gegenüberstanden und Begriffe wie »E xil« oder »Galut« positiv konnotiert
waren. Der Blick auf die Geschichte des Zionismus eröffnet eine Vielzahl von Erzählungen, Entwürfen und Einsprüchen, unter denen im frühen zwanzigsten Jahrhundert insbesondere der Kulturzionismus eine vitale Alternative zum Staatsgründungsprojekt war. Ziel der Reihe ist es, diese Vielfalt sichtbar zu machen.

Marc David Baer
Marc David Baer Historiker; Fachbereichsleiter und Professor für International History an der London School of Economics and Political Science. Zu seinen Fachgebieten gehören die muslimischjüdischen
Beziehungen und das Osmanische Reich. Seine erste Publikation »Honoured by the Glory of Islam: Conversion and Conquest in Ottoman Europe« [2011] wurde mit dem Albert Hourani Book Award ausgezeichnet. Seine Studie »Sultanic Saviors and Tolerant Turks: Writing Ottoman Jewish History, Denying the Armenian Genocide« [2020] gewann den Dr. Sona Aronian Book Prize for Excellence in Armenian Studies. 2021 erschien sein neuestes Buch »The Ottomans: Khans, Caesars and Caliphs«.
Ulrike Freitag
Ulrike Freitag Islamwissenschaftlerin und Historikerin; Direktorin des Leibniz-Zentrums Moderner Orient [ZMO] und Professorin für Islamwissenschaft an der FU Berlin. Sie ist Ko-Herausgeberin des Journal of Arabian Studies, des Journal of Global History und der Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft. Ihr aktuelles Forschungsprojekt trägt den Titel »Eine Oase in der Globalisierung: Geschichte und Entwicklung von Hegra [Saudi-Arabien] seit dem späten 19. Jahrhundert«. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte und Gesellschaft des Nahen Ostens seit 1500 und die Geschichte der arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches seit 1750.

Mosse Lectures summer 2025 poster